Carretera Austral

25 02 2014

Di.  18.02.2014

Als wir Morgens aus dem Fenster sehen regnet es draußen in Strömen. Da wir nur eine Busverbindung nach Villa Santa Lucia, einer Siedlung rund um eine Militärstation bekommen haben, die auf unserem Weg nach Puerto Puyuhuapi liegt, müssen wir den Rest der Strecke, auf dem nur einmal wöchentlich Busse verkehren, versuchen zu trampen. Dies klingt bei dem Wetter nicht gerade verlockend und wir überlegen ob wird einen Tag später fahren. Um uns den Weg zum Terminal zu ersparen fragt die Hostelbesitzerin bei Chaitour an, allerdings sind die Direktverbindungen für morgen alle voll. Also geht es um 13.00 Uhr doch nach Villa Santa Lucia, mit der Absicht weiter zu trampen.

Das Zimmer räumen wir bereits früher und sitzen anschließend bis zur Abfahrt im Wohnzimmer der Hostelbesitzer. Der ca. 10 – 12 jährige Sohn spielt mit seiner Playstation 3 auf dem recht großen Flachbild-Fernseher  Gewaltspiele, die bei uns sicher FSK 18 wären. Die laut aufgedrehte Volklore-Musik gleicht einem Gejaule und Gejammere und ich verstehe sowas wie: Falte deine Hände, dann hast du 1000 Probleme…

Im Regen, der extrem schräg zu fallen scheint^^ laufen wir zum Terminal und nur Christoph hat sich dafür entschieden seine Regenhose anzuziehen, Kai und ich lassen sie fälschlicherweise im Rucksack. Der Bus füllt sich nach und nach und als wir losfahren sind wir komplett voll. Nun beginnt die Reise auf der Strecke die Ziel und Namensgeber unsere Reise ist: Carretera Austral ! Landschaftlich erwartet uns gleich eine sehr schöne Strecke der Carretera, aber durch den Regen und beschlagene Scheiben haben wir keine Sicht. Unterwegs steigen noch ein paar Leute ein, die sich mit Stehplätzen begnügen müssen.

In der Einfahrt nach Villa Santa Lucia sehen wir an der Straße einen trampenden Backpacker neben dem anderen stehen. Keine guten Aussichten für uns bei einer solchen Konkurrenz. Wir steigen aus, mittlerweile ist es fast trocken, es fällt nur noch leichter Nieselregen. Auf meine Nachfrage sagt der Busfahrer wir können den Besitzer eines Minibusses fragen, ob er uns nach La Junta, unserem nächsten Ziel fährt. Wir gehen zu dem Wagen, in dem zwei junge Chilenen sitzen. Sie würden uns fahren, wollen aber 70.000 Peso für Transfer, etwa 90 €. Ziemlich teuer für 45 km, aber wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Chancen für erfolgreiches Trampen sind gering, da zu viele Tramper an der Straße stehen und nur wenige Autos vorbeikommen. Zudem haben es drei männliche Tramper sowieso schwerer als Frauen oder Pärchen. Um das ganze bezahlbar zu machen, suchen wir Mitfahrer an der Straße, immerhin hätten in dem Wagen 8 Personen Platz, doch für die jungen Chilenen ist diese Variante zu teuer. Zwei von ihnen überlegen und diskutieren, wollen aber dann doch nicht. Zurück am Auto, hacken die beiden gerade Holz, während Christoph erzählt, dass er eine Horde Straßenhunde verjagen mußte, die über unsere Rucksäcke herfallen wollte. Wir verhandeln nochmal nach: 65.000 € ist der letzte Preis. Wir überlegen, rechnen und kommen zu dem Ergebnis, dass jeder von uns 15.000 Peso (20 €) zahlt und wir versuchen für den Restbetrag noch Mitfahrer zu finden. Wir sehen dies als Subvention der Chilenischen Studentenbewegung und Zeichen des Dankes für die Hilfe auf der Fähre 😉

Zunächst sprechen wir einen einzelnen Tramper an, der zunächst noch überlegen will. Anschließend gehen wir zu Cesar & Nico/Augusto, die bereits vorhin  überlegt hatten. Mit ihnen waren wir auch auf der Fähre. Erst sagen sie nein, dann gehen wir zu dem einzelnen Tramper, der sich als Juan-Carlo vorstellt, und als dieser auch aufspringt, sind es pro Person 7.500 Peso für jeden der drei.  Der Fahrer zieht sofort seinen Arbeitsoverall aus, als wir signalisieren, dass wir nun los können. Dann setzt er sich in Ralph-Lauren Shirt, Levis-Jeans und North Face Schuhen in den verhältnismäßig neuen Minibus und packt erst mal das  Smartphone aus…jetzt wissen wir wenigstens wo unser Geld hingeht… Bevor wir losfahren sucht er noch schnell einen Ersatzmitarbeiter, der seinem Freund beim Holzhaken hilft. Die Geschäfte müssen weiterlaufen.

Dann geht es endlich los Richtung La Junta. Auf der Carretera folgt eine Baustelle auf die nächste, eigentlich ist die komplette Strecke nach La Junta im Bau. Warum man nicht erst mal ein Teilstück fertigstellt, können wir uns nicht erklären. Der Umbau der Sandpiste in eine asphaltierte Straße hängt zusammen mit der Planung des Baus von Wasserkraftwerken hier im Süden Chiles. Hiergegen gibt es heftige Proteste. Der Erhalt dieser einzigartigen Natur auf der einen und die Interessen der chilenischen Regierung und ausländischen Investoren auf der anderen Seite ist hier aktuell ein wichtiges Thema. Unser Fahrer fährt für südamerikanische Verhältnisse recht ordentlich, bei musikalischer Untermalung von chilenischem Techno-Pop, Reggaeton und zahlreichen Remixen von “Over the Rainbow“, die in einer endlos Schleife zu laufen scheinen. Die Strecke ist aufgrund der vielen Baustellen nicht so sehenswert wie heute Morgen. Nach 2 Std. über die Staubpiste erreichen wir La Junta. Hier lässt uns der Fahrer vor dem Supermarkt, in welchem die Bustickets verkauft werden raus. Im Endeffekt muß man sagen, dass bei dem Zustand der Straßen, die einen Platten oder eine kaputte Windschutzscheibe quasi garantieren, der Preis auch halbwegs angemessen war. Wir holen uns ein Busticket nach Puyuhuapi, morgen früh um 5.00 Uhr geht’s weiter. Wir verabschieden unsere chilenischen Mitreisenden bis morgen, wo wir wieder zusammen reisen.

Wir begeben uns auf Hostelsuche in La Junta: Im 1. Hostel liegt eine Kakerlake auf dem Regal, im 2. Hostel werden wir von der  Besitzerin als erstes gefragt ob wir Israelis sind? Im 3. Hostel sind die Kosten etwas höher, allerdings qualitativ auch besser. Trotzdem fast Wucher im “Museumshostel“, welches sich im Erdgeschoss befindet und einiges an Gegenständen beinhaltet, die größtenteils aus Deutschland stammen. Die 5. Frage ist hier ebenfalls, ob wir Israelis sind. Ich denke das hängt damit zusammen, dass viele Israelis nach dem Militärdienst, der für alle Männer und Frauen verpflichtend ist, erst mal reisen und dabei auch gerne ordentlich feiern. Ziel ist hier oft Patagonien, wo die Leute es lieber ruhig haben und da treffen dann zwei Welten aufeinander. Wir haben daher die Auswahl bei der Kakerlake, der Rassistin oder im Wucher-Hostel zu übernachten. Wir entscheiden uns für den Wucher-Preis, nachdem die Dame noch 3000 Peso runter gegangen ist.

Wir machen einen Spaziergang zum traditionellen Carretera Schild, ehe wir einen Geldautomaten suchen, was aber erfolglos bleibt. Daher suchen wir ein  Restaurant mit Kartenzahlung und tatsächlich finden wir eine kleine Hütte direkt an der Carretera. Wie gestern müssen wir klopfen um eingelassen zu werden. Wie in einem Club… Wir bekommen ein 3-Gänge-Menü zu einem ordentlichen Preis und die Qualität ist sehrt gut.

Zurück im Hostel stellen wir fest, dass der WIFI Anschluß, mit dem geworben wird, lediglich das öffentliche Netzwerk der Stadt ist. Auch das warme Wasser kommt nach langem Warten nicht. Wenn irgendjemand hier wäre würde ich unser Geld zurückverlangen…zum Abschluß haben wir noch einen kurzzeitigen Stromausfall.

Aber in ein paar Stunden starten wir zu unserem nächsten Ziel: Puerto Puyuhuapi

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