Punta Arenas

12 03 2014

Do. 06.03. – Sa. 08.03.2014

Der Weg von Puerto Natales nach Punta Arenas führt über flaches Land. Wieder sehen wir Nandus und auch ein paar Flamingos. Als wir gegen 16.00 Uhr in Punta Arenas ankommen regnet es. Wir bringen unsere Rucksäcke ins Hostel „Fin del Mundo“ – Das Ende der Welt und gehen uns anschließend über die Möglichkeiten für Aktivitäten in den nächsten Tagen informieren. Die Touristeninfo erhält von uns das Prädikat als schlechteste dieser Reise. Auf unserer Wunschliste ganz oben steht eine Walbeobachtungstour, dies ist allerdings entweder finanziell oder zeitlich nicht realisierbar und der dritte Anbieter sagt, dass sein Boot kaputt sei. Wir buchen also einen Ausflug zur Pinguinkolonie Seno Otway für den morgigen Freitag und lassen das Programm für Samstag erst mal offen. Anschließend kaufen Kai und ich noch Karten von der südlichsten Stadt des amerikanischen Kontinents und wir essen mal wieder „Completo“.

Am nächsten Morgen bringen wir die Karten zur Post, bevor Kai und Christoph zu einem Stadtrundgang aufbrechen. Da ich die Stadt bereits kenne nutze ich die Zeit um zu skypen. Als die beiden von ihrem Rundgang zum Friedhof, einem, wenn nicht sogar dem schönsten Südamerikas, sowie dem Mirador oberhalb von Punta Arenas zurück sind, gehen wir noch gemeinsam durch den Hafen bis an das Ufer der Magellanstraße.

Um 16.00 Uhr holt uns der Tourveranstalter ab. Mit uns fahren noch zwei Japaner und sechs Franzosen zur Pinguinkolonie „Seno Otway“ wo sich zur Brutzeit ca. 7.000 Pinguine aufhalten. Am späten Nachmittag ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten viele Pinguine zu sehen, da sie dann zum Fressen aus den Erdlöchern kommen. Nachdem wir aus der Stadt heraus sind, fahren wir auf einen Feldweg, dem wir eine Zeitlang folgen. Wir kommen an ein Häuschen mit Schranke, wo wir einen Teil der Eintrittsgebühr für das Naturschutzgebiet zahlen sollen. Die 1.500 Peso (ca. 2 €) sind für uns kein Problem, die Japaner und ein Französiches Pärchen bekommen es auch irgendwie hin. Nur die vier Franzosen auf der Rückbank, die eher nach Party als Outdoorurlaub aussehen, geben in gebrochenem Englisch zu verstehen, dass sie kein Bargeld haben und an dieser Hütte irgendwo im Nirgendwo gerne mit Karte ihre 2,- € zahlen würden. Die Kommunikation scheitert jedoch an Verständigungsproblemen, da unser (zahnloser) Beifahrer, zwar wohl ein paar Sätze Englisch auswendig gelernt hat, aber kaum etwas versteht, auch nicht „No Cash“. Nachdem dieser witzige Dialog einiger Zeit hin und her geht, bietet der Beifahrer an, dass sie in Dollar zahlen. Haben sie aber leider auch nicht. Sie bieten ihm Euros an…wer schon mal in Südamerika war, weiß das man hier mit unserer Währung nichts anfangen kann. Der Fahrer sagt etwas von umgerechnet 4,- €  pro Person und einer der Franzosen zaubert einen 20,- € hervor. Warum nicht gleich?! Der Beifahrer geht damit in das Häuschen, kommt zurück, steigt ein und fährt los. Einer der Franzosen ruft etwas nach vorne, wir halten wieder an. Scheinbar warten sie auf ihr Rückgeld…man versetze sich in deren Lage: Sie kommen in ein fernes Land, können die Sprache nicht, allgemeine Fremdsprachen haben sie, außer ihrer Muttersprache, auch nie gelernt, wollen überall mit Karte zahlen und als man ihnen entgegenkommt beschweren sie sich darüber, dass in dieser Hütte keine Euro-Münzen herumliegen… An ihrer Stelle wäre ich froh wenn unsere Fahrer uns nicht entführen und Lösegeld erpressen wollen, denn rein optisch könnte man es ihnen zutrauen.

Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir den Eingang zur Pinguinkolonie. Hier müssen wir nochmal Eintritt zahlen. Warum der Veranstalter die Gebühren nicht vorab einsammelt bleibt ein südamerikanisches Geheimnis… Wir haben eine Stunde Zeit, nicht gerade viel für das Weitläufige Gelände, daher gehen wir im strammen Schritt Richtung Strand. Auf dem Weg sehen wir schon die ersten Pinguine aus ihren Erdlöchern herauslugen. Am Strand befindet sich eine Hütte aus der man die Pinguine beobachten kann. Uns erwartet eine Gruppe von ca. 15 Frackträgern. Nicht gerade viel, wenn hier 7.000 herumlaufen sollen, aber wir geben uns erst mal mit denen zufrieden und beobachten wie sie am Strand sitzen oder liegen und synchron ihre Positionen wechseln. Dann gehen wir weiter zu einem Aussichtsturm und entdecken wieder mehrere Pinguine im Gras sitzend, teilweise auch relativ nahe am Weg. Vom Aussichtspunkt aus kann man eine weitere Gruppe in einiger Entfernung beobachten. Auf dem See gegenüber stehen Flamingos. Wir gehen runter und vermuten, dass es dies nun schon an Pinguinen gewesen ist. Etwas enttäuscht studieren wir die Infotafel und stellen fest, dass die Pinguine im März weiterziehen… Dann kann man wohl leider nicht machen, wobei wir von den Veranstaltern erwartet hätte, dass man uns darauf hinweist. Wir gehen ein Stück zurück und finden einen einzigen Pinguin direkt am Weg vor, der nun als Fotomodell herhalten muss. Auch wenn wir etwas mehr erwartet haben, so kann man doch sagen, dass es immer wieder Spaß macht diese interessanten Tiere zu beobachten. Leider müssen wir dann aber auch schon wieder zurück zum Minibus und den Rückweg antreten.

Der Fahrer lässt uns an der Plaza raus und wir suchen ein Restaurant. Ein Tipp aus dem Reise-Know-How, empfiehlt uns eine Lokalität etwas außerhalb, so dass wir nochmal durch ein eher untouristisches Viertel kommen. Wir überlegen was wir morgen mit dem letzten freien Tag anfangen und beschließen mit der Autofähre nach Porvenir auf Feuerland zu fahren. Dort gibt es zwar nicht wirklich viel zu sehen, aber als Reisender ist man einfach gerne mal auf Feuerland gewesen, was einen gewissen Mythos inne hat. Zudem setzen wir über die Magellanstraße über, was auch in keinem Reisebericht ans „Ende der Welt“ fehlen sollte.

Die Fähre legt um 9.00 Uhr ab. Draußen ist es, gemessen an den letzten Wochen vergleichsweise kalt. Eigentlich wollen wir ein Collectivo nehmen, ein Sammeltaxi mit einer festen Route. Diese sind jedoch alle besetzt , so dass wir mit dem Taxi zur Ablegestelle der Fähre fahren. Dort nehmen gerade die Autos ihre Position ein und wir begeben uns auf das Oberdeck. Die Sonne scheint aber Wind bläst stark und wir ziehen alle Klamotten an, die wir dabei haben. So kommen wir nochmal in den genuß der berühmten patagonischen Winde. Draußen fährt gerade ein Fischboot raus, bei dem man das Gefühl hat, es wird jeden Moment unter den meterhohen Wellen begraben. Wir legen ab und Kai und ich gehen nach einiger Zeit nach drinnen und beobachten das ganze durch ein Fenster. Christoph bleibt oben an Deck, während der Wellengang immer stärker wird und unser Boot taucht ähnlich dem Fischerboot immer wieder im Wasser ab. Das Wetter zieht zu und der Himmel verdunkelt sich. Eine halbe Stunde vor Ankunft fängt es an zu regnen und Christoph bringt die Kamera in Sicherheit indem er sich unter Deck begibt.

Als wir am Anleger in der Bahia Chilote auf Tierra del Fuego, wie Feuerland auf Spanisch heißt, ankommen regnet es auch hier. Wir rennen zu einem Bus, der ins 5 km entfernte Porvenir fährt. Die ehemalige Goldgräberstadt ist Hauptstadt des chilenischen Teils von Feuerland. Wir ziehen die Regenhosen an, da es draußen mittlerweile richtig schüttet. Das Wetter lässt keine Stadtbesichtigung zu, daher gehen wir ins Museum direkt an der Plaza. Hier ist die Geschichte Feuerlands dokumentiert, angefangen von der indigenen Urbevölkerung, den Sek`nam, über die Goldgräberzeit bis zur Besiedlung im letzten Jahrhundert. Der Bus zur Fähre soll um 13.00 Uhr fahren. Als er um 13.15 Uhr nicht da ist, frage ich den Museumsmitarbeiter wann der Bus fährt. Er sagt die Fähre würde wegen dem schlechten Wetter erst um 17.00 Uhr fahren, daher sei der Bus auch noch nicht da. Er wirkt glaubwürdig, allerdings wollen wir kein Risiko eingehen, da es die einzige Fähre ist, die heute zurück nach Punta Arenas fährt, daher lassen wir uns ein Taxi rufen. Draußen sammeln wir noch eine Französin ein, die mit uns auf der Fähre war und auch zurück zum Anleger will. Auch sie hat die Info von einem Polizisten bekommen, dass die Fähre erst später fährt. Da direkt am Anleger keine Geschäfte sind, bringt uns der Fahrer noch kurz zu einer Empanaderia. Verhungern müssen wir also schon mal nicht. Am Fährterminal hängt ein Zettel an der Tür wo drauf steht, dass um 17.00 Uhr entschieden wird, ob die Fähre um 18.00 Uhr ablegt. Wir fragen bei der Dame im Büro nach, die etwas verärgert scheint, dass wir sie stören und sie heute länger arbeiten muß, bekommen aber die gleiche Antwort.

Wir beschließen am Anleger zu bleiben um kein Risiko einzugehen, falls die Fähre doch früher ablegt. Wenn wir hier übernachten müßten und erst morgen zurück fahren würden wir ziemlich sicher unseren Flieger nach Santiago verpassen. Das Terminal ist relativ neu und verfügt über schöne aber unbequeme runde Wartebänke. Die Französin, spricht ein wenig deutsch, weil sie ein Jahr in Deutschland gelebt hat. Ihre Klamotten sind total durchnässt und sie zieht Schuhe, Socken und Jacke aus und legt sie zum trocknen auf die Heizung. Sie ist richtig durchgefroren und schließt die Innentür des Windfangs. Sofort kommt die „Bürohexe“ raus, öffnet die Tür wieder, was bei dem Wind völlig sinn frei ist, und sagt der Französin, dass man nichts auf die Heizung legen darf. Wenig später erhalte ich einen Verweis, weil ich mich auf die Heizung setze. Das Wetter scheint besser zu werden, aber es ist nach wie vor sehr windig. Wir vertreiben die Zeit mit lesen. Christoph versucht zu schlafen, da er kein Buch dabei hat, was auf den Bänken recht schwierig ist. Die Zeit zieht sich und wir wundern uns warum man uns bei Kauf der Hin- und Rückfahrtickets nicht gesagt hat, dass es sein kann, dass die Fähre heute wegen dem schlechten Wetter nicht zurück fährt. Kurz vor 17.00 Uhr füllt sich das Terminal langsam. Draußen ist mittlerweile strahlender Sonnenschein. Kurz nach fünf kommt ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft herein, er sagt dass sie jetzt nicht fahren. Um 19.00 Uhr werde man entscheiden, ob sie um 20.00 Uhr fahren. Die Bedingungen draußen auf der Mangellanstraße seien aber sehr, sehr schlecht, so dass es sein kann, dass die Fähre erst morgen zurück kann. Wir warten weiter und die zwei Stunden ziehen sich noch mehr als die drei zuvor. Kurz vor sieben wird es richtig voll, wir sind nervös ob es heute noch klappt zurück zu kommen und spielen das „worst case Szenario“ durch, falls wir hier übernachten müssen. Die letzte Chance unseren Flieger morgen zu erwischen wäre, wenn die Fähre sehr früh ablegen würde. Bei 2,5 Stunden Fahrt müßten wir spätestens um 7.00 Uhr übersetzen. Ich gehe noch ein bisschen raus und sammle ein paar Feuerland-Impressionen.

Um 19.00 Uhr kommt Bewegung in das Terminal. Dann kommt ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft herein und öffnet den Ticketschalter. Es sagt niemand was, aber wir gehen richtigerweise davon aus, dass wir nun ablegen. Wieder mal Glück gehabt! Da wir schon Tickets haben, tragen wir uns noch in eine Namensliste ein und gehen dann an Bord. Nach und nach füllt sich der Passagierraum und wir wundern uns woher die Leute nun alle plötzlich Bescheid wissen. Der Buschfunk scheint hier zu funktionieren. Halbwegs pünktlich geht es dann los. Die Überfahrt ist rau und der Wellengang nach wie vor hoch. Es wird dunkel draußen und wir können nur noch spüren wie die Fähre gegen die Wellen prallt. Gegen 22.30 Uhr erreichen wir Punta Arenas. Wir nehmen einen Kleinbus, der die Gäste bis vor die Haustür fährt. Gegen Mitternacht essen wir in einem guten Restaurant gegenüber des Hostels, ehe das letzte Problem des Tages auf uns wartet: Als ich meinen Laptop hoch fahre stelle ich fest, dass es eine Stunde früher ist, als auf meiner Armbanduhr. Kai geht es mit seinem i-phone genauso. Wir googlen und stellen fest, dass heute in Chile die Uhren umgestellt werden. Ich frage bei den Hostel-Mitarbeitern nach. Der erste weiß nichts davon und ruft seinen Kollegen. Der überlegt, schaut an dem Hostel-PC nach und plötzlich fällt ihm ein, dass heute zwar der offzielle Termin für die Zeitumstellung von Sommer- auf Winterzeit ist, aber die Chilenen ihre Uhren erst im April umstellen. Alle automatischen Geräte hätten daher die falsche Zeit. Auch wieder so eine Eigenart und wir beschließen auf Nummer sicher zu gehen und nach der Sommerzeit morgen an den Flughafen zu fahren, da wir so höchstens zu früh sind, für unseren Flug nach Santiago.

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