Santiago de Chile
19 02 2014Fr. 14.02.2014
“Deeesaaayuuuuunoooo!“ ist das erste was wir an diesem Morgen hören. Da wir erst mal richtig wach werden müssen kommt 3 Minuten später die Wiederholung: “Deeesaaayuuuuunoooo!“ Mit schlechtem Gewissen unsere Gastgeber warten zu lassen gehe ich nach unten und treffe in der Küche Don Hugo und Sra. Bella, die gerade das Frühstück zubereiten. Sie erkundigen sich wie wir geschlafen haben und freuen sich, dass ich dies mit sehr gut beantworten kann. Immerhin haben wir auch schon 11.30 Uhr. Nachdem ich Kai und Christoph geholt habe, gesellt sich auch Jorge dazu. Don Hugo erklärt, dass er quasi die Schlüssel abgegeben hat und Jorge nun die Werkstatt für Metallarbeiten führt. Seinen Job bei der Luftwaffe, was ich bei meinem letzten Besuch noch sehr interessant fand, hat er gekündigt. Nach dem Frühstück verteilt Jorge noch Geschenke. Von Ximena und ihm erhält jeder von uns ein Campingbesteck. Eine sehr nette Geste und auch wenn wir so etwas schon im Gepäck haben, so ist es leichter und kleiner als die bisherigen und wird daher gleich ausgetauscht.
Bevor wir in die Innenstadt aufbrechen möchte Jorge uns noch seine Werkstatt zeigen. Diese könnte, anhand der Sauberkeit gemessen, auch irgendwo in Deutschland sein, alles tip-top! Er erklärt uns, dass er gerade z.B. eine Halterung für den Drehstab eines Hähnchengrills herstellt. Maßgefertigt versteht sich. Dies dauert ca. 2 Tage. Sein Mitarbeiter Nazlo, den ich auf meiner letzten Reise schon kennengelernt habe, freut sich über so viele Gäste in seiner Werkstatt und bittet uns zum gemeinsamen Foto.
Jorge bringt uns mit dem Jeep zur Metro-Haltestelle von wo wir ins Zentrum gelangen. Die Metro in Santiago, soweit ich weiß die einzige U-Bahn in Chile und eine der wenigen in Südamerika, ist relativ neu und auf europäischen Standard. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Innenstadt. Bereits auf den ersten Schritten stellen wir fest, dass relativ viel gebaut wird. Überall verdecken Bauzäune die sehenswerten Gebäude. Auch die Plaza de Armas, der Hauptplatz im Zentrum Santiagos, ist mit einem Holzverschlag eingefasst so dass wenig zu sehen ist Wir besichtigen die Kathedrale und finden über dem Weihwasserbecken einen Wasserspender vor, aus dem durch leichtes Berühren das gesegnete Wasser hinausläuft.
Vor einem Pralinengeschäft wundern wir uns über die Schlange auf der anderen Straßenseite. Dann fällt uns wieder ein, es ist ja Valentinstag… Nächster Stopp ist der Palacio la Moneda, der Präsidentenpalast in dessen Untergeschoss sich eine Ausstellung befindet. Anschließend stärken wir uns erst mal bei Billy Boys, die mit dem Slogan “Familärer Essen“ werben. Ob die Betreiber wissen, dass es ein gleichnamiges Produkt gibt, welches genau das verhindern soll… Nächster Stopp ist der Cerro Santa Lucia, ein Hügel mit einer Art Burg und dazugehöriger Gartenanlage, die sich quasi als Erholungsoase mitten in Santiago befindet und von dessen höchsten Punkt man einen tollen Blick auf diese riesige Stadt hat. Kai probiert “Mote con huesillos“, ein Becher mit einer Art Reis und etwas undefinierbaren. Da er sich selbst nicht überwinden kann es zu essen und mich es absolut nicht reizt, wir aber wissen wollen was es ist, biete ich Christoph einen Completo damit er für uns den Vorkoster macht. Seine Überwindung scheint nicht so groß und während er auf dem unbenannten Etwas herum kaut erläutert er uns, dass es wohl nach Pfirsich schmeckt. Nach einem kurzen Rundgang über die gegenüberliegende “Ferria Artensanal“ (Künstlermarkt) fahren wir mit der Metro (zur Rush-Hour…) zurück.
Da wir nicht genau wissen, welchen Bus wir zum Haus der Großeltern nehmen müssen, laufen wir zurück. La Cisterna ist eine Art Mischgebiet mit Wohnhäusern und kleinen Industriebetrieben. Unterwegs begegnen uns zahlreiche Straßenhunde, nicht unüblich in Südamerika, insbesondere in den Großstädten. Einer hat sich zum Schlafen in eine Mülltüte gelegt…vielleicht ist er auch nach dem Fressen eingeschlafen. Hoffentlich kommt jetzt nicht gleich die Müllabfuhr… An einem Kiosk wollen wir noch kurz etwas zu trinken kaufen. Der typische Laden bietet über Getränke, Snacks und Zigaretten, auch Obst und Gemüse und eine Ecke mit Spielautomaten. Quasi alles in einem. Christoph fragt nach “Aqua sin Gas“ Wasser ohne Kohlensäure und löst ein mittelschweres Chaos aus… Beide Mitarbeiter suchen wie verrückt nach einer Flasche, doch nirgends scheint eine auffindbar. Mittlerweile bildet sich eine kleine Schlange von wartenden Kunden, während die beiden immer noch damit beschäftigt sind die Wünsche des (seit langem wohl einzigen) Touristen zufrieden zu stellen. Ihr Ehrgeiz scheint ihnen zu sagen, dass nicht nur der Ruf ihres Ladens, sondern scheinbar der ganz Santiagos auf dem Spiel steht^^ Irgendwann findet sich im Lager dann doch noch eine Flasche, die ist allerdings warm. Dieses Übel müssen alle Seiten nun irgendwie in Kauf nehmen 😉
“Zu Hause“ erwartet man uns schon. Vor unserer Abreise sollen wir natürlich noch ordentlich essen und das Fleisch in Knoblauchsoße schmeckt wirklich super. Nebenbei unterhalten wir uns über die gemeinsamen Bekannten in Deutschland. Don Hugo bemängelt das Ricardo (sein Großneffe) kein Spanisch spricht, obwohl beide Eltern es können. Er fordert seine Frau vehement auf, dass wir eine Melone essen. Ihre Antwort übersetze ich so, dass immer wenn sie keine Melone da haben, er Melone haben möchte und wenn sie welche haben dann nicht… Dann meint er plötzlich: “El Marius fue un Nino feu“ – (Unser Freund) Marius war ein hässlicher Junge! Dem füge ich nichts hinzu 😉
Nach einem Gruppeninternen Verständigungsproblem, ausgelöst durch ein Blatt Zewa auf dem Bett, laden wir die Rucksäcke auf die Ladefläche von Hugo Eusebios Pick-Up. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen herrscht allgemeine Hektik, man hat wohl Angst, dass wir den Bus verpassen, obwohl noch 1,5 Std. Zeit ist. Unterwegs gibt er uns noch seine Nummer für den Notfall. Als wir an einer Ampel halten entdeckt Kai ein Hotel mit Namen “Sahara Inn“, was uns von seinem Schwiegervater in Spe als Unterkunft empfohlen wurde. Wir sind uns einig, dass diese äußerlich wenig einladende Unterkunft keine gute Wahl gewesen wäre, was Hugo Eusebio lachend bestätigt. Am Busterminal lässt er uns raus und wünscht uns eine gute Reise. Im Terminal geht es ziemlich hektisch zu, was laut Hugo Eusebio daran liegt, dass für viele an diesem Wochenende der Urlaub endet. Wir haben noch etwas Zeit und besorgen Getränke, bevor wir um 22.30 Uhr in den Bus steigen. Über 1000 km liegen vor uns auf unserem ersten Abschnitt in den Süden, nächster Stopp: Puerto Montt.
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